Spassgesellschaft

Leute haben mich schon als asozial betitelt, weil ich immer einen grossen Bogen um Leute mache, die Hilfe zu benötigen scheinen. Erst gestern wurde ich von der Bäckerin im Dorf angefeindet, weil ich einer älteren Dame, der Münzen aus ihrem Geldbeutel gefallen waren, nicht half, die Münzen aufzulesen. Solche Anschuldigungen tun mir weh. Es ist nämlich nicht so, dass mir diese Leute gleichgültig wären, aber sie lösen in mir eine alte Angst aus, eine Angst die jedes Mitgefühl in den Hintergrund drängt.

Ich war damals zwölf Jahre alt und war mit meiner Mutter zum Einkaufen unterwegs. Da sprach uns ein freundlicher junger Herr an und bat mich, für ihn kurz eine Pappschachtel zu halten, während er sich die Schuhe neu schnüren würde. Kaum hatte ich die Schachtel in der Hand, begann sie zu vibrieren. Die Vibrationen wurden immer stärker und ich hatte Angst, der Deckel würde herunterfallen. Ich überlegte mir also krampfhaft, wie ich es schaffen könnte, meinen Griff zu wechseln, so dass ich den Deckel zudrücken konnte, ohne aber zu riskieren, dass mir die vibrierende Schachtel aus den Händen fallen würde.

Bevor ich eine Lösung für dieses Problem finden konnte, sprang der Deckel von der Schachtel und ich starrte auf eine riesige, haarige, schwarze Spinne. Mit einem lauten Schrei liess ich die Schachtel fallen. Noch bevor ich realisieren konnte, was passiert war, stand eine nette Dame bei mir, deutete auf einen Mann mit einer Kamera auf der Schulter, sagte etwas von versteckter Kamera und führte mich zu einer Bank, wo ich mich setzte. Irgendwann stand dann meine Mutter neben mir und wir setzten unseren Einkauf fort.

Obwohl mich das Ereignis im Moment verstört hatte, dachte ich schon bald nicht mehr daran. Nicht einmal die Spinne suchte mich in meinen Träumen heim. Nur leider holte mich die Geschichte am ersten Schultag nach den Sommerferien um so heftiger wieder ein. Da nämlich begannen die Klassenkameraden, immer wenn ich in ihre Nähe kam, heftig zu gestikulieren und laut zu kreischen. Auf meine Frage, was den los sei, bekam ich nur Gelächter zur Antwort. Es brauchte den Druck unseres Klassenlehrers, damit die Kameraden damit herausrückten. Und die Sache war die: einige waren in den Ferien in den Süden geflogen, wo auf dem Unterhaltungsprogramm der Fluggesellschaft mein Schachtelmissgeschick vorgeführt wurde.

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