Vom Segen des Internet

Nach Dekaden der Orientierungslosigkeit bringt uns das Internet endlich zurück, was uns die Aufklärung genommen hat. Über Jahrhunderte hatte die Religion die Sündhaftigkeit der Menschen im Zaun gehalten. Das Wissen darum, dass Gott allmächtig und allwissend ist und dass daher nichts vor Ihm verborgen bleiben konnte, wirkte disziplinierend. Es gab keinen verborgenen Gedanke, keine im Versteckten vollzogene Handlung, von der Er nicht Kenntnis haben würde.  Alles was nicht den Geboten entsprach, wurde registriert und würde am Ende aller Tage abgerechnet werden. Wer konnte es wagen, unter solchen Umständen jemanden zu bestehlen oder sich selber zu befriedigen?

Mit der Aufklärung und der damit einhergehenden Säkularisierung wurde diese Disziplinierung zunehmend ausser Kraft gesetzt. Alles wurde möglich, nichts war mehr absolut. Das Resultat war unendliche Toleranz gegenüber jeglichem unmoralischem Verhalten, nur Verhalten, das per Gesetzt verboten war, wurde nicht hemmungslos ausgelebt. Aber auch dort, konnten Fehlbare vermehrt auf Milde zählen.

Mit der Omnipräsenz des Internets wird dieser unmoralischen Tendenz endlich Einhalt geboten. Jeder muss jederzeit damit rechnen, dass eine Äusserung oder eine Handlung aufgezeichnet, auf ewig digital gespeichert und abrufbar bleibt. Endlich muss jeder wieder damit rechnen, dass einem eine fehlbare Vergangenheit einholen wird, so sicher wie das Amen in der Kirche.

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