Der Nobelpreis

Ich bin weit überdurchschnittlich intelligent. Das hat sich seit früher Kindheit laufend bestätigt. Nie konnte mir jemand ernsthaft das Wasser reichen. Meine Gedankengänge waren stets klarer, origineller und brillanter als die der Anderen. Auch im Freundes- und Familienkreis musste ich regelmäßig feststellen, wie dürftig der Durchschnitt mit analytischen Gaben ausgestattet ist. Kaum jemand ist in der Lage, mehr als hier und dort gelesenen Unsinn wiederzugeben. Meine Versuche, durch Leserbriefe und Wortergreifen bei Versammlungen klare Sichten zu vermitteln, wurden nicht verstanden und belächelt.

Dem ganzen Nobelpreiszirkus stehe ich zwar kritisch gegenüber. Zu oft werden die Preise aus politischem Kalkül an zweitklassige Forscher vergeben. Aber der Nobelpreis hat seine guten Seiten. Seit mir der Preis verliehen wurde, hat meine Stimme auch außerhalb meines Fachgebietes Gewicht. Der Preis hat es viel einfacher gemacht, Plattformen zu finden, um mich zu politischen und gesellschaftlichen Themen zu äussern. Somit kann ich eigentlich erst jetzt meine überdurchschnittliche Intelligenz als wirklich sinnvoll genutzt erachten.

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