Vom Leben im Glashaus

Unsere Geschäftsleitung hält uns wie Vieh. Ihr jüngster Coup war die Einführung gläserner Toilettenkabinen. Das offen erklärte Ziel war es, zu verhindern, dass wir Angestellten wertvolle Arbeitszeit – Zeitung lesend oder auf dem Handy surfend – auf der Toilette verschwenden. Ich glaube aber, dass man auch das Sauberhalten der Toiletten teilwiese auf uns abzuwälzen wollte. Seit wir gläserne Toilettenkabinen haben, weiss das ganze Büro, wer während des Tages, welche Toilette benutzt hat. Wenn also eine Toilettenschüssel verschmutzt sein sollte, ist der Kreis der Verdächtigen sehr eng. Der grösste Verdacht fiele natürlich auf den letzten, der sie benutzt hat. Wenn man davon ausgeht, dass alle vorher ihre Spuren beseitigt haben, kann es ja nur der Letzte gewesen sein. Um nun jeglichen Verdacht auszuräumen, man könnte seiner Pflicht nicht gebührend nachgekommen sein, ist es das Beste, der Pflicht demonstrative nachzukommen. Und genau das ist es, was passierte. Heute greifen wir alle nach verrichtetem Geschäft zur Klobürste und beseitig emsig unsere Bremspuren, auch dann, wenn es gar keine zu beseitigen gibt!

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