Mein Ende als Nikolaus

Ich vermisse meinen Job. Natürlich ist Nikolaus kein Full Time Job und daher hat das Ganze keine finanziellen Konsequenzen. Aber es geht mir nah, weil die Umstände – man könnte sagen – ungeklärt bleiben.

Das Problem war, dass sich Reklamationen zu häufen begannen, dass ich nicht konzentriert arbeiten würde. Dazu muss man wissen, dass es in unserer Region der Brauch ist, dass der St. Nikolaus zu den Kindern nach hause in die gute Stube geht. Dabei bringt der den Kindern Lob und Tadel und danach, so quasi für die ausgestandenen Qualen des Verhörs auch noch kleine Geschenke, sicher aber Nüsse und Mandarinen. Die Eltern sprechen mit dem Nikolaus vorgängig Lobens- und Tadelnswertes ab. Und auch die Geschenke werden von den Eltern besorgt.

Eltern haben sich zu beschweren begonnen, ich hätte Lob oder Tadel vergessen und die Kinder verwechselt. Unser Obmann hat mir diese Beschwerden vorgetragen. Er liess mich aber vorerst weiter meinen Job machen, da ich ihm versicherte, dass ich weder trinke, noch dass sich solche Symptome am meinem Arbeitsplatz bemerkbar machten. Nach dem Eintreffen von Beschwerden im Folgejahr liess er mich aber wissen, dass er auf meine Dienste zukünftig verzichten werden.

Vielleicht hätte er sich erwärmen lassen, mir eine letzte Chance zu geben, aber dazu hätte ich ihm wohl die wahren Hintergründe offenlegen müssen. Ich hätte erklären müssen, dass mir die jungen Mütter Probleme bereiten. Ich hätte erklären müssen, dass ich mir jeweils vorstelle, wie sich diese jungen Mütter ihre Kleider abstreifen und dann in aufreizender Unterwäsche vor mir stehen. Ich hätte erklären müssen, dass ich mir vorstelle, wie es sich anfühlen würde, ihre vollen Brüste in meinen Händen zu halten oder dass ich mich fragte, ob sie sich oral befriedigen lassen. Bei all dieser Erregung passiert es eben dann, dass ich in meinem Plot den Faden verliere oder mich wiederhole. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich ganz verpasst habe, ein Kind anzusprechen.

Am Ende ist es besser so. Den Familien und Kindern werden irritierende Momente – St. Nikolaus begeht nun mal keine Fehler – in Zukunft erspart. Es ist auch zu befürchten, dass mir der Job nicht mehr gar so viel Spass machen würde, wenn ich nur noch Kinder, bei Ihren Grossmüttern oder bei alleinerziehenden Vätern besuchen dürfte.

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