Rache ist Kondensmilch

Mit grosser Wahrscheinlichkeit gehörst auch Du zu den 90%, die vom Leben vernachlässigt werden. Und wahrscheinlich lässt auch Du mittlerweile resigniert den Kopf hängen, weil sich an Deiner beschissenen Situation trotz gutem Willen und enormen Anstrengungen kaum etwas geändert hat. Falls dem so ist, habe ich ein Rezept für Dich, das Dir helfen wird, Linderung in Deinem Leiden zu finden. Räche Dich. Räche Dich dafür, dass man Dich aussenvor lässt und Du wirst sehen, mit etwas Übung wirst auch Du unzählige Wege finden, Dich für die Vernachlässigung zu revanchieren. Du wirst sehen, das macht enorm Spass und Du wirst Dich schnell viel besser fühlen. Als Anregung werde ich Dir hier einige meiner eigenen Rachestrategien offenbaren.

Ja, es braucht etwas Zeit, bis man auf die wirklich kreativen Rachestrategien kommt. Ich selber habe meine ersten Racheakte noch während der Schulzeit verübt und die erste Rache traf den Mathelehrer. Er bestand immer darauf, dass man das Ergebnis einer Aufgabe doppelt unterstreicht. In der letzten Prüfung des Jahres hatte er mir für eine Aufgabe, für die ich das korrekte Ergebnis errechnet, dieses aber nicht doppelt unterstrichen hatte, keine Punkte gegeben. Diese fehlenden Punkte führten zu einer ungenügenden Note in Mathe und dazu, dass ich den Sprung ins Gymnasium verpasste. Obwohl ich bei ihm vorstellig wurde und ihn auf die Richtigkeit der Berechnung hinwies und ihm auch die Tragweite seiner Beurteilung auseinandersetzte, blieb er stur. Wie solle er wissen, was meine Berechnung ergeben habe, wenn ich das Resultat dieser Berechnung nicht durch doppeltes Unterstreichen kennzeichnen würde. Als Rache für das verpasste Gymnasium habe ich ihm drei faulende Äpfel in den Auspuff seines Wagens gedrückt und weil der Motor so immer wieder abstarb, musst er schlussendlich den Wagen zur Garage schleppen lassen.

Heute muss ich mich für andere Dinge rächen. Dafür, dass ich es als Back-Office Mitarbeiter in unserer Kanzlei nie zum Partner schaffen werde und seit Jahren auch nur geringe Bonuszahlungen erhalte, während junge Schnösel jährlich zu Partner avancieren, räche ich mich mit dem verstopfen des Druckers. Dazu lege ich am Freitagabend zwischen die Papierstapel im Drucker dünne Plastikfolien. Oft arbeiten diese ehrgeizigen Grünschnäbel ja sogar am Wochenende. Je nachdem, wie fleissig dann also gearbeitet wird, passiert es am Samstagnachmittag oder dann am Sonntag, dass der Drucker durch die Plastikfolie verklebt wird. Natürlich werden sie am Montag nicht mit ihren druckfrischen Berichten prahlen können. Vielmehr werden sie glaubhaft machen müssen, dass sie nicht wissen, wie die Plastikfolie in den Drucker kam.

Einer meiner Lieblingsrachen ist die Businessklasse-Toiletten-Rache. Fast allen meinen Bekannten scheint es schon gelungen zu sein, einen Upgrade in die Businessklasse zu bekommen, indem sie sich über den zugewiesenen Sitzplatz beschwerten. Sie behaupten, dass wenn man sich nur hartnäckig genug beschwert und zum Beispiel behauptet, das einem das Reisebüro einen Fensterplatz oder einen Sitz beim Notausgang zugesichert hätte, ein Upgrade schon so fast wie sicher sei. Ich wurde bei dieser Strategie bis heute jedes Mal damit abgewimmelt, dass die Fluggesellschaft nichts davon wisse und dass ich bei der nächsten Reise mich entsprechend vorgängig nochmals beim Reisebüro versichern solle, dass auch wirklich ein entsprechender Sitzplatz reserviert wurde. Meine Rache für das Abwimmeln ist eine verstopfte Toilette in der Businessklasse. Dazu begebe ich mich jeweils, wenn es nach dem Mahlzeitenservice ruhiger wird, mit einer Decke in eine Toilette der Businessklasse. Einen Zipfel der Decke führe ich dann in das schmale Abflussloch der Toilette und spüle ein paar Mal. Danach steckt die Decke ziemlich fest. Und dann pinkle noch drauf, damit es dem Kabinenpersonal richtig Freude bereitet, wenn sie die Toilette wieder flott kriegen wollen, nachdem sich die ersten Passagiere beschwert haben.

Das Beste kommt wie immer zum Schluss. Bestimmt kennst auch Du diese gut aussehenden, eleganten, hochnäsigen Schnäpfen, die man typischerweise am Empfang oder in der Marketingabteilung antrifft. Die, welche auf ihren Stöckeln und im kurzen Rock durchs Büro stolzieren, Dich in erotischste Phantasien versetzen, für Dich aber unerreichbar bleiben, weil sie sich lieber an die Chefs halten. Als Rache habe ich einer solchen Schnäpfe schon mal aus einer Tube Kondensmilch in ihre hochhackigen Schuhe, welche sie über Nacht im Garderobenschrank aufbewahrt, gedrückt. Danach ging eine Riesenwelle durch die Firma, weil sie glaubte, es hätte jemand in ihre Schuhe gewichst. Verdächtigt hat man den Chef der Putzequipe, rausgefunden, wer es wirklich war, hat man natürlich nie!

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