Maler im Glück

Als ich mich damals entschied, Maler zu werden, hätte ich mir nicht träumen lassen, als wie gut sich dieser Entscheid erweisen würde. Ich hatte zwar in der Volksschule Talent beim Zeichnen und Gestalten gezeigt, aber wenn es nach meinen Eltern gegangen wäre, dann hätte ich einen gewöhnlichen Beruf erlernt. Da meine Lehrer mich förderten und sich dafür einsetzten, dass ich eine künstlerische Ausbildung erhalten müsste, wollten mir meine Eltern am Ende ihre Unterstützung nicht verwehren.
Noch während meiner Ausbildung an der Kunstakademie gab es politische Vorstösse, die darauf abzielten, die Situation Kunstschaffender zu verbessern. Und just im ersten Jahr nach meinem Abschluss wurde das Gesetz verabschiedet, das vorschreibt, dass in allen öffentlichen Gebäuden Bilder nationaler Künstler zu hängen seien. Natürlich wie immer, mit den üblichen Übergangsfristen für bestehende Objekte, etc.
Mein Berufseinstieg hätte nicht besser gelingen können. Natürlich gingen die Anfragen für Aufträge zuerst an bereits leidlich bekannte Künstler, aber da die Nachfrage, aufgrund der schieren Zahl von öffentlichen Gebäuden, die jedes Jahr neu gebaut oder renoviert wurden, enorm war, gab man kleinere Aufträge breitwillig an Abgänger weiter.
Von der Nachfrage profitierten auch Hobbymaler, was leider dazu führte, dass auch in sehr repräsentativen öffentlichen Gebäuden Gemälde von beängstigend tiefer Qualität anzutreffen waren. Zwei Vertreter unseres Berufsstandes im Parlament konnten, basierend auf dieser Tatsache, erreichen, dass das Gesetz dahingehend präzisiert wurde, dass die Gemälde für den öffentlichen Raum nur von Malern mit einer abgeschlossener Ausbildung an einer national anerkannten Akademie beschafft werden durften.
Für Hobbykünstler bedeutete dies zwar nicht das aus, aber es stellte sie vor eine Grundsatzentscheidung. Entweder Malen weiterhin als Hobby mit geringer Chance auf kommerziellen Erfolg zu betreiben oder sich einem ordentlich ausgebildeten Maler anzuschliessen. Was bedeutete, darauf zu verzichten, sich einen eigenen Namen zu schaffen, aber dafür durch Malen ein solides Auskommen zu erzielen. Auch für Anfänger war es leichter sich nach dem Studium einem etablierten Kollegen anzuschliessen. Und so konnte ich mir in nur wenigen Jahren ein Team von zwanzig Malern zusammenstellen, das unter meinem Namen produziert.
In den letzten Jahren ist das Geschäft zwar etwas härter geworden. Landesweit gibt es immer mehr Ateliers, die um die stagnierende Zahl öffentlicher Aufträge kämpfen. Um die Zukunftsperspektiven unserer Industrie zu verbessern, bin ich heute darum bemüht, neue Gestaltungsflächen zu erschliessen, indem ich mit einigen Kollegen eine Initiative vorbereite, das verlangt, dass zur Unterstützung der heimischen Kunstindustrie, auch private Bauherren verpflichtet werden, proportional zum Bauvolumen originale Kunstwerke zu erwerben. Das würde uns mindestens für weitere fünf bis sechs Jahre solides Wachstum garantieren.

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