Frau Meier

Manchmal braucht es unkonventionelle Methoden, um hartnäckige Probleme zu beseitigen. Seit Jahren stört uns, dass Frau Meier, unsere Nachbarin, uns durch ihr Küchenfenster beobachtet. Da ihr Küchenfenster über der Spüle angebracht ist, muss sie sich bestimmt auf die Zehenspitzen stellen, um hinauszuschauen. Denn gerade gross ist sie nicht. Wenn sie sich also so streckt, um aus dem Fenster zu schauen, kann sie einen Teil unseres Esszimmers einsehen.

Wir haben zwar nichts zu verbergen und trotzdem stört es, wenn sie in unsere Privatsphäre eindringt. Aber irgendwie ist es auch belustigend. Wenn wir jeweils realisierten, dass sie gerade wieder zu uns rüber spioniert und jemand von uns den Kopf demonstrativ in ihre Richtung drehte, verschwand ihr Kopf blitzartig. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie ob solch abrupter Bewegungen auch schon das Gleichgewicht verloren hat und auf den Küchenboden gefallen ist.

Wir hatten anfänglich gehofft, dass, wenn wir ihr demonstrativ zuwinken würden, Sie realisieren würde, dass wir von ihrer Neugier wissen und sie aufhören würde. Ohne Erfolg. Da kann meine Frau auf eine geniale Idee. Sie suchte im Internet nach einem Bild eines männlichen Geschlechtsteils – was nicht besonders schwierig zu finden war – druckte dieses etwa auf einer Grösse von 20 × 20 cm aus und klebte es an unser Fenster. Seither haben wir auch nicht ansatzweise ihren Kopf im Küchenfenster gesehen.

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