Der Schulausflug

Jan kauert unter der Brücke, die über den kleinen Bach führt, der neben der Bahnstation vorbeifliesst und hofft, dass ihn Sven und Horst dort nicht finden werden. Er denkt, dass er gute Chancen hat, nicht gefunden zu werden, denn der Zug zurück in die Stadt fährt bereits in zwei Minuten. Herr Gächter wird kaum die ganze Klasse zurückhalten, bis man ihn gefunden haben wird. Eher wird Frau Keller mit der Klasse den Zug besteigen und Herr Gächter wird sich alleine auf die Suche nach ihm machen. Natürlich wird er sich erklären müssen und Jan fragt sich, ob es klug wäre, den wahren Grund für sein zurückbleiben zu nennen oder ob es gescheiter wäre, eine Geschichte zu erfinden, in der Sven und Horst nicht vorkommen. Wenn er sich alles nochmals genau durch den Kopf gehen lässt, scheint es ihm, dass die Geschichte zu einem besseren Ende finden wird, wenn die beiden nicht Teil der Geschichte sind. Er fragt sich auch, ob seine Eltern etwas erfahren sollten. Vielleicht würden sie ihre unverständliche Haltung aufgrund dieser Geschichte ja ändern.

Obwohl die finanziellen Verhältnisse seiner Eltern – da war er sich sicher – gut standen, gewährten sie ihm bei speziellen Anlässen wie zum Beispiel Schulausflügen nur ein sehr geringes Taschengeld. Sie sagten, wenn er sorgfältig abwägen müsse, wofür er sein Taschengeld ausgebe, würde ihm dies darauf vorbereiten, später ökonomisch mit Resourcen umzugehen – oder so ähnlich. Horst und Sven auf der anderen Seite gehörten zu jenen Klassenkameraden, die jeweils mit grosszügigem Taschengeld ausgestattet wurde. So kamen die drei überein, dass Jan von jedem fünf Euro erhält, wenn er für sie während dem Ausflug die Rucksäcke tragen würde. Während Horst und Sven allerdings ihr Taschengeld schon zu Beginn des Ausfluges grosszügig für Süssigkeiten, Zeitschriften und Zigaretten (ja, Zigaretten) ausgaben, konnte Jan nichts finden, wofür es sich seiner Ansicht nach gelohnt hätte, zehn Euro auszugeben und so behielt er das Geld, das ihm die beiden gaben, in seiner Hosentasche.

Im Nachhinein könnte man das als Fehler bezeichnen. Nachdem nämlich Horst und Sven ihr Taschengeld ausgegeben hatten und realisierten, dass Jan ihre zehn Euro noch in der Tasche hatte, begannen sie, diese zurückzufordern. Sie argumentierten, dass es während des Ausfluges nicht genügend Gelegenheit gab, die Rucksäcke für sie zu tragen, so dass es nicht gerechtfertigt sei, dafür fünf Euro zu kassieren. Als Jan nicht bereit war, das Geld zurückzugeben, begannen sie, ihn mit Stössen zu traktieren. Dann hielt Horst Jan fest und Sven versuchte ihm die Fünfeuroscheine aus der Tasche zu ziehen. Zum Glück gelang es Jan, sich loszureissen und davonzurennen. Die beiden setzten ihm zwar nach, da er aber deutlich schneller rennt als die beiden, gelang es ihm, ihnen zu entkommen und sich unter der Brücke, die über den kleinen Bach führt, der neben der Bahnstation vorbei fliesst, zu verstecken.

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