Der Henker

Die Rekrutierung von Henkern ist und bleibt eine Herausforderung. Die bis heute beste Strategie ist, Henker durch eine überdurchschnittliche Besoldung zu gewinnen. Auf den ersten Blick mag dies befremden. Warum soll jemand, dessen Hauptaufgabe es ist, andere Menschen zu töten, dafür fürstlich entlohnt werde. Es scheint, dass genau in diesem Widerspruch das Problem liegt. 

Als wir die Henker noch ehrenamtlich, also ohne Entschädigung beschäftigten, konnten wir durchaus Henker rekrutieren. Diese machten ihren Job in der Regel auch sehr gut. Viele übten sich zudem in der Freizeit in der Handhabe von Äxten und Schwertern. Im Allgemeinen meldeten sich für den Job aber eher dubiose Gestalten, bei denen man nicht so richtig sicher war, ob sie dem Töten nicht gar eine gewisse Befriedigung abgewannen.

Der Versuch, Henker aus den Reihen der aktiven, männlichen Bevölkerung durch Losen zu bestimme, war noch weniger erfolgreich. Viele weigerten sich, trotz der damit verbundenen hohen Geldstrafen, die Aufgabe wahrzunehmen. Diese Strafen brachten zwar etwas zusätzliche Einnahmen in die Staatskasse, aber die Probleme endeten damit nicht. Diejenigen, die das Amt dann widerstrebend ausführten, taten dies mehr schlecht als recht. Oft waren ihre Schläge unpräzis oder kraftlos, so dass häufig ein zweiter Schlag nötig war, um den zum Tode verurteilten ganz zu enthaupten. Dieser Zustand wurde bald so unerträglich, dass wir eben auf das heutige System wechselten.

Der Henker geniesst noch immer ein zweifelhaftes Image und die meisten würden die Aufgabe immer noch aus ethischen Gründen ablehnen. Den Effekt den die Ansiedlung in der höchsten Beamtenbesoldungsklasse hat, kann man als Reduktion dieser ethisch-moralischen Hemmschwelle verstehen. Für viele reicht dies nicht, um die individuelle Hemmschwelle zu unterschreiten, aber es reicht im Durchschnitt, um eine grosse Zahl anständiger, normaler Bürgern in den Kandidatenpool zu spülen. Dadurch können wir einerseits dubiose Figuren aussortieren und wir haben gewisse Gewähr, dass die rekrutierten Henker auch alles dransetzen, einen guten Job zu machen und uns die hässlichen Szenen der Vergangenheit ersparen, denn wer will schon seinen gutbezahlten Job verlieren.

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