Der Altersroboter

Früher hat Lucy ihre ältere Schwester belächelt, heute beneidet sie sie. Früher hatte sie ihr immer wieder vorgehalten, wie spiessig sie sei, wenn sie sich dermassen abrackere und sich nie wirklich was gönne. Lucy hatte dies im Griff. Für sechs Monate arbeite sie in der Stadt als Krankenschwester und die anderen sechs Monate verbrachte sie in Laos, wo sie mit den Überschüssen aus den ersten sechs Monate wie eine Fürstin leben konnte. Heute wünscht sich Lucy, sie hätte drei Monate mehr gearbeitet und nur drei Monate in Laos verbracht. Dann könnte sie sich auch einen Altersroboter leisten.

Lucy wird nichts Anderes bleiben, als in einem städtischen Altersheim unterzukommen. Da wird sie bloss ein kleines Zimmer belegen können, keinen Einfluss auf den Speiseplan haben und sich mit mürrischem Pflegepersonal zufriedengeben müssen. Mathilde wird dank ihrem Roboter noch lange in ihrer hellen Vierzimmerwohnung bleiben können. Auch wenn ihr heute der Roboter nur beim Saubermachen hilft, kann sie den Unterstützungsgrad dauernd den sich verändernden Bedürfnissen anpassen.

Lucy war beeindruckt von der Demonstration, die ihr Mathilde gab. Dass ein Roboter beim An- und Auskleiden helfen kann, hätte sie nicht für möglich gehalten. Es fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an, als sie erfuhr, dass der Roboter drei Jahressaläre ihres früheren Krankenschwesternjobs kostete. Ihre einzige Hoffnung, je einen solchen Altersroboter zu besitzen, besteht darin, eines Tages Mathilde beerben zu können.

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