Der Flyer

Meine Freunde haben mir zu meinem fünfzigsten Geburtstag einen Flyer geschenkt. Ein Flyer ist ein Elektrofahrrad. Allerdings fährt es nicht von selbst, es unterstützt bloss. Wenn man tritt, steuert das Fahrrad elektrische Unterstützung bei. Es können verschiedene Unterstützungsgrade gewählt werden, aber die Unterstützung bricht ab, wenn man eine Geschwindigkeit von 25 km/h erreicht hat. 
Das faszinierende am Flyer sind nicht diese technischen Details. Nein, das faszinierende ist, wie der Flyer mein Fahrverhalten verändert hat. Anfänglich gab ich mich noch sportlich und wählte den tiefsten Unterstützungsgrad oder schaltete die Unterstützung ganz aus. Heute fahr ich nur noch mit höchster Unterstützung. 
Früher, ohne Flyer, habe ich mir immer genau überlegt, welche Route ich fahren soll. Je nach Temperatur, Kleidung und Stimmung bevorzugte ich längere Routen, um Steigungen zu vermeiden oder ich wählte kürzere Routen und nahm dafür mehr Steigungen in Kauf.  Mit dem Flyer spielt das keine Rolle mehr. Mit dem Flyer brauche ich nur wenig zu pedalen (es reicht eigentlich, vorzutäuschen ich pedale) um die volle Unterstützung auch am Berg zu erhalten. 
Früher bin ich bergab oder gerade aus gerne mal 30 km/h oder mehr gefahren, wenn ich gut drauf war. Der Flyer hat mir jede Motivation schneller als 25 km/h zu fahren genommen. Das abrupte Einbrechen der Unterstützung ab 25 km/h führt zu regelrechten Entzugserscheinungen. Warum soll man sich diesem Frusterlebnis also aussetzten?

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